liebetiger  - Das Buch

 

 

Schule

Dann kommt der erste Schultag.
Ingo mit riesengroßer Schultüte im Arm.
Die blonden Haare gescheitelt und nass an den Kopf gepappt.
Augen groß und blau.
Ich turne mit dem Fotoapparat und der Videokamera herum wie ein Paparazzi, der versucht die englische Königinmutter beim Nacktbaden zu fotografieren.
Auf die Frage, wie ihm denn der erste Schultag gefällt, antwortet er „ja gut, aber morgen geh ich da nicht mehr hin!“
Es ist wirklich schwer ihm klarzumachen, dass die Schule nach einem Tag noch nicht zu Ende ist.

Die detaillierte Beschreibung der weiteren Schuljahre möchte ich mir ersparen. Sie sind eine einzige Qual.
Hausaufgaben statt Spielen. Sitzen statt Rennen. Alles geordnet, alles organisiert, eine einzige Katastrophe für ein verspieltes Kind.
Um sechs Uhr aufstehen, mit dem Bus wie ein Stück Vieh zur nächsten Ortschaft gebracht werden, ohne Recht auf einen eigenen Sitzplatz. Um ein Uhr wieder zu Hause. Erschöpft, fertig, hungrig.
Warum tun wir unseren Kindern das an?
Dann Hausaufgaben und draußen scheint die Sonne. Rechnen, Schreiben, Lesen. Die Finger wollen nicht, können nicht mehr, der Blick geht immer wieder nach draußen. Der Kopf wird schwer, er kann und will nicht mehr.
Erschöpfung und Tränen.
Also gut, dann geh halt, die Hausaufgaben machen wir dann später!
Nachhilfelehrer für Mathe, Deutsch und später auch in Englisch geben sich die Türklinke in die Hand und halten für ihre Dienste die Hand auf.
Trotz allem, Schulnoten am Rande des Abstiegs, bestenfalls im hinteren Tabellendrittel.
Benehmen gut, Mitarbeit noch befriedigend.

 

© Rolf Robert - liebetiger 2002

 

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