Frankfurt, den 14. Februar 2003

Zweiundzwanzig Kerzen ....

Zweiundzwanzig Kerzen stehen seit gestern um Ingo’s Grab.
Eine für jedes Jahr.
Neunzehn davon für die schönen Jahre seines Lebens, als die Welt noch in Ordnung war.
Drei zur Erinnerung an einen geliebten Menschen, einen einmaligen Sohn, und einen guten Freund.
Das Licht der Kerzen gibt in der Dunkelheit ein Gefühl von Wärme und Leben und lässt wie ein Kaminfeuer flackernde Schatten über den Grabstein huschen. Trotz der Kälte ein guter Ort für Gedanken und Erinnerungen.
Ich stehe lange im Halbdunkel und starre auf das erleuchtete Grab. Es ist still.
Auch der Verkehr auf der nahen Landstraße scheint einen Moment den Atem anzuhalten.
„Hallo Tiger“, murmle ich vor mich hin, „happy birthday, alles Gute zum Geburtstag.
Nicht nur von mir, auch von Carola und Fabian.
Und von Brigitte, Gudrun, Angelika und Harry, Richard, Christa, Gaby, Julia, Ingrid, Beate, Dagmar und Bettina. Sie alle denken an dich. Nicht nur heute, weil dein Geburtstag ist. Sie denken an dich weil Sie wissen was Geburtstage bedeuten und wieviel Kraft sie kosten. Auch sie haben Kinder, da wo du jetzt bist. Richte ihnen schöne Grüße aus.
Grüße Fredi, Katharina, Stefanie, Sandra, Carsten, Björn, Markus, Maxi, Sascha, Lars, Noah und Oliver und all die anderen von uns. Sag ihnen, dass sie auf sich aufpassen sollen und dass wir sie vermissen. Jeden Tag, jede Stunde“.
Dann versagt mir die Stimme.
Das Licht der Kerzen verschwimmt im salzigen Wasser meiner Tränen.

„Happy birthday tiger, happy birthday“.