Allein

Alleine mit ihm möchte ich sein, niemand sehen und niemand soll mich sehen.
Ich starre auf den Boden, versuche durch die Erde zu dringen und sehe ihn in seinem Sarg liegen, tief unten in der Erde.
Ich weiß ganz genau, wie er aussieht.
Die Augen geschlossen und die Unterlippe ein bisschen blutig, wie aufgebissen. Die Hände zusammengefaltet und sein Eishockeytrikot und die Mütze auf dem Schoß.
Ich sehe sein Gesicht ganz genau, jede Einzelheit.
Den Flaum am Kinn und die Narbe an der Oberlippe.
Der Grabhügel ist mit Blumen überhäuft und ein einfaches Holzkreuz ist am oberen Ende in den Boden gesteckt. Darauf steht sein Geburtsjahr und das Jahr seines Todes.
Gerade mal neunzehn Jahre und ein paar Monate ist er alt geworden. Viel zu wenig, viel zu kurz. Er hat doch noch gar nicht richtig gelebt.

„Hier ruht in Frieden“ steht da.
Wie kann man in Frieden ruhen, wenn man ungewollt sein Leben am Kühler eines Lastwagens beenden musste. Welcher Irrsinn, welch ein Unsinn, welch eine Verschwendung ist sein Tod.
Ich hab' doch schon gelebt, bin doch viel älter, warum hat der Tod nicht mich genommen.