Letzter Abschied

„Hallo Tigi“, sage ich leise, „was machst du denn für einen Scheiß? Du kannst dich doch nicht einfach hinlegen und sterben. Nicht jetzt. Du bringst die Reihenfolge durcheinander. Ich wäre als erster dran gewesen. Nicht du. Das kannst du nicht machen, nicht jetzt wo die Adler eine neue Mannschaft zusammenstellen. Ich habe dir deine Adlermütze mitgebracht.“
Ich erzähle ihm leise von den Adlern, von seinen geliebten „Määnheim Eagles.“ Die Mütze mit den Adleraugen lege ich ihm zum Trikot auf den Schoß. Dann lege ich meine Hand auf seinen Kopf, seine kurzen Haare sind borstig wie immer. Ich fahre ihm durchs Haar und spüre die Kälte wo sonst kuschelige Wärme war. Er dreht seinen Kopf nicht mehr in die kraulende Hand hinein, er drängt nicht mehr nach noch mehr Streicheleinheiten. Nein, er bleibt einfach so liegen. Verzieht keine Miene. Bewegt sich nicht.
Ich betrachte ihn lange, sauge jede Kleinigkeit in mich auf, kann den Blick nicht von ihm wenden.
Ich weiß, wenn ich mich jetzt umdrehe, werde ich ihn nie mehr sehen.
Nie mehr.
Nie mehr in meinem ganzen Leben
.
Solange es auch dauern wird, Ingo werde ich nicht mehr sehen.
Wenn ich jetzt die Augen schließe, muss ich ihn mir vorstellen können.