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Rolf
13.11.2003
Für Euch .... #: 119
Für alle, die Ingo und mich hier besucht haben.
Für alle, die still gekommen und still wieder gegangen sind.
Und für alle die einige Worte hier gelassen haben.

Dieses Gedicht ist mir vor einigen Tagen eingefallen. Früh am Morgen noch im Halbschlaf und ich konnte es in den Tag hineinretten, bevor es wegflog.

Vielen von euch wird es manchmal ähnlich gehen.
Man möchte etwas sagen und aufschreiben, der Kopf ist voll aber über die Hand oder den Mund kommt kein vernünftiges Wort zustande.
Mir geht es oft so und deshalb dieses kleine Gedicht als Dank an euch alle:

Dir

Jetzt sitz ich hier und denke Dir
doch der gedachte Sinn in mir
will einfach nicht auf das Papier.
Er fliegt mir weg, vielleicht zu Dir
drum sitz ich hier und schreibe Dir
dass ich hier sitz und denke Dir.


marika
09.11.2003
ein licht für euch... #: 118
ich bin gerade mit meinen gedanken bei euch, und nehme euch mal in den arm .(gedanklich) ich
weiß. oder glaube zu wissen , eurem ingo geht es gut, er ist nur voraus gegangen, und wird euch erwarten, wenn eure zeit gekommen ist.
zeit heilt keine wunden,
sie lindert nur ein bissel.
deshalb.....viel kraft für euch...

lieben gruß

marika
Petra
02.11.2003
zu Besuch #: 117
Lieber Rolf,
... war bei Ingo zu Besuch und möchte nicht einfach wieder so gehen, ohne einen
lieben Gruß zu hinterlassen...
...Du hast eine wunderbare Gabe Deine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen,
ich lese Dich gerne...
Sei ganz lieb umarmt
Petra
http://www.traenental.de
Papa
31.10.2003
Nah bei dir #: 116
Den Kopf im Nacken, ganz nach hinten gelegt, bis es nicht mehr weiter geht und weh tut.
Die Augen offen, starr auf die Wipfel der Birken gerichtet, die an deinem Grab stehen.
Es regnet leicht und der feine Niesel riecht nach frühem Winter. Am grauen Himmel zieht eine kleine Wolke ihre Bahn, unstet nicht genau wissend was sie eigentlich will.
Meine Augen folgen ihr während sich kaltes Wasser in meinen Augen sammelt, den Blick verschleiert und salzig über meine Wangen rinnt.

Es ist ein Gefühl, als ob ich falle, rückwärts mit ausgebreiteten Armen. Die Welt um mich beginnt zu drehen und ich gebe mich ihrer Bewegung hin, werde leicht und spüre mich schweben.
Ohne Angst, denn du bist bei mir. Ich spüre deine helfende Kraft meinen Rücken stärken und lege mich in deinen Arm.
Halt mich. Halt mich fest. Gib mir Wärme in der Kälte meiner Zeit ohne dich.
Gib mir Geborgenheit in dieser Welt, in der es ohne dich einsamer geworden ist.
Gib mir die Kraft, die ich brauche um wieder, wie so oft, ohne dich von diesem Ort weggehen zu können.
Von diesem Ort, der mir lange Jahre so unwirtlich und fremd schien, bis zu dem Tag an dem ich dich hier zur letzten Ruhe begleiten musste.
Du weißt, dass ich dich nicht verlassen werde, wenn es für mich Zeit wird wieder zu gehen.
Und du weißt, dass ich immer wiederkommen werde, bis zu dem Tag an dem ich für immer hier bei dir bleiben darf.
Halt mich fest, gib mir Wärme und trockne meine Tränen, damit ich wieder zu den Menschen kann, die auf meine Hilfe angewiesen sind und auf mich warten.

Halt mich nur noch ein wenig, es war noch nicht genug.
Und bleib noch, bis ich in deinen Augen wieder das Lächeln sehen kann, das mir so furchtbar fehlt. Lass mir ein bisschen Zeit zum Träumen und wenn du gehen musst, dann pass auf dich auf.

Ich dich „liebetiger“
Steven
20.10.2003
Schmerzen #: 115
Liebe

Es ist wunderschön, wenn man merkt, das einem das Herz fast explodiert und es am Schluß an einen anderen verliert.

Es kann aber auch Schmerzen verursachen, dieses Gefühl gegen die Wand zu laufen.

Vertrauen will man sich auch nicht erkaufen, man will es einfach bekommen und manchmal ist es wie gewonnen so zerronnen.

Dieses Gefühl Liebe zu bekommen hatte ich schon oft, doch leider habe ich mich da verhofft.

Doch ich denke das es dieses Mal passiert, denn Du hast mein Herz berührt.

Dieses Gefühl nenn ich Liebe!!!
Jutta (Mama v. Anna Ö.)
20.10.2003
Für Ingo #: 114
Lieber Rolf, diese Zeilen von Pablo Casals möchte ich Dir senden, denn sie werden Dir aus dem Herzen sprechen.

Weißt du was du bist?

Du bist ein Wunder.
Du bist einzigartig.
In all den Jahren,
die vergangen sind,
hat es nie ein Kind wie dich gegeben.

Nach langer Zeit habe ich wieder die Zeit gefunden mir diese Seite mit den traurigen und doch auch tröstlichen Gedanken und Worten anzusehen. Auch uns haben diese noch nicht ganz 3 Jahre, die wir ohne Anna leben müssen sehr verändert und auch ich bin froh über die vielen Freunde im weiten Netz, deren Kinder vielleicht Freunde von Anna geworden sind.

Traurige Grüße aus Göttingen, Jutta Ö.
Monika A.E. Klemmstein
14.10.2003
Tränen #: 113
Nun sitze ich hier, Tränen bahnen sich unaufhaltsam ihren Weg. Kaum zu atmen wage ich, um diesen Abschied nicht zu stören, um nicht die Nähe zwischen Papa und Sohn in diese laute Welt zu holen.

http://www.klemmys-schreibstube.de
celia mit *leo*
10.10.2003
zutiefst berührt... #: 112
lieber rolf, lieber liebetiger-papa,
ich habe deine worte, deine liebe, deinen schmerz, deine erinnerungen,
deine kleinen einblicke in das leben mit deinem liebetiger ... und in das ohne ihn... verschlungen.
du hast mein herz damit berührt und ich habe mit dir geweint um deinen so sehr geliebten sohn.
wie fühlt sich das an, zu lesen, daß es sich ganz wunderbar liest, mich fesselt, wenn du schreibst,
wie dein sohn gelebt hat und wie er gestorben ist? wie du versuchst, mit ihm ohne ihn zu leben...?

ich weiß ganz genau, was du darum geben würdest, diese so innigen worte, direkt aus deinem herzen,
niemals geschrieben haben zu müssen...
leider weiß ich es so sehr genau...

lieber rolf, ich wünsche dir... ja... was...?
ich wünsche dir ein wiedersehen mit deinem liebetiger.
rgendwann, wenn die zeit dafür gekommen ist. da, wo er jetzt ist... und wo ihm nichts mehr passieren kann!
von herzen wünsch' ich dir das.

... und mir auch...
zwei liebe leise grüße von mir für dich und deinen sohn...,
celi mit meinem *leo* ganz nah bei deinem *ingo*...
Rolf
06.10.2003
Reinhard #: 111
Am 2. Oktober war wieder mal Dein Geburtstag.
Ich habe Dir, wie jedes Jahr eine Postkarte mit herzlichen Grüßen geschickt und Dir alles Gute gewünscht, obwohl ich Dich bis vor drei Jahren noch gar nicht kannte.
Gesehen habe ich Dich nur einmal, aber ich habe Dich dennoch kennengelernt.
Du hast Dich nie bedankt, aber trotzdem werde ich nicht aufhören Dir Grüße zu schicken, die aus meinem Herzen kommen.
Denn ich kann Dich nicht vergessen!

Du hast am 10. Mai 2000 mein Leben radikal verändert.
Du hast mir an diesem Tag das Liebste aus dem Herzen gerissen.
Du hast meinem Sohn Ingo das Leben genommen.
Du hast mich zum verwaisten Vater gemacht und meine Zukunft verändert.

Wir haben uns lange nach dem Unfall zum ersten Mal im Gerichtssaal gesehen.
Ich sah Dir in die Augen, sah die Angst darin und hielt es für Reue. Es hat mich unendlich viel Überwindung und innere Kraft gekostet, Dir zu sagen, dass ich Dir aus dem Geschehenen keine Vorwürfe mache. Ich habe es wirklich ernst gemeint, denn ich wollte Deine Schuld nicht auch noch mit meinem Schmerz belasten. Einen offenen, aktiven Umgang mit Deiner Schuld wollte ich Dir ermöglichen, meinen Frieden mit Dir machen und uns beiden eine Chance für ein Weiterleben geben.

Doch es war die Angst vor Strafe, es war die Angst um Dich, die Angst vor der Veränderung Deines Lebens, die ich in Deinen Augen sah. Und als die irdische Gerechtigkeit, mit einer kleinen richterlichen Schelte und großer Rücksichtsnahme auf Deine eigene Jugend, Dich in Dein junges Leben entließ, da hast du Deine Schuld nicht angenommen. Du hast sie schnell verdrängt, vergessen und Dich aus der Verantwortung gestohlen.

Keine Minute, keine Stunde der Erinnerung.
Kein Weg führte Dich je an Ingos Grab.
Keine Blume fiel dort je aus Deiner Hand.
Keine Träne rann Dir dort über die Wange.
Kein Wort der Reue kam über Deine Lippen.
Keinen Gedanken hast Du verschwendet.

Es war für Dich einfacher und leichter Ingo zu vergessen, als verantwortungsvoll mit Deiner Schuld umzugehen. Du warst zu feige und hast nicht begriffen, was Du getan hast. Du hast Deine Verantwortung nicht angenommen!

Und darum schicke ich Dir jedes Jahr Geburtstagsgrüße, die aus meinem Herzen kommen. Dort wo der Schmerz über Ingos Tod brennt, würgt und reißt, wie am ersten Tag.

Solange, bis wir uns einst, irgendwo in einer anderen Welt begegnen werden und die dann ewig bleibende Furcht in Deinen Augen, mir endlich innere Ruhe geben wird.


Alles Gute zum Geburtstag Reinhard!


Wilfried
16.09.2003
Unsere Söhne #: 110
Lieber Rolf,

ich bin durch die Seiten von LOD zu Dir und Ingo gekommen. Am 13. August diesen Jahres habe ich meinen geliebten Sohn Tobias zwei Tage vor seinem 17. Geburtstag durch einen Motorradunfall verloren. Ich habe noch nicht alles lesen können, aber Deine Worte haben mich tief bewegt.

Ich werde mich noch per E-mail bei Dir melden.

Vorab nur eins. Schreib bitte, bitte weiter. Für Ingo und für uns alle, die wir unsere Söhne und Töchter verloren haben.

Liebe Grüße

Wilfried
Papa
15.09.2003
Die Brigg #: 109
Was heißt Sterben ?


Ich stehe an einem Ufer.
Eine Brigg segelt in der Morgenbrise und steuert aufs offene Meer.
Sie ist ein herrlicher Anblick, und ich stehe da und sehe ihr nach, bis sie zuletzt am Horizont verschwindet und jemand neben mir sagt:
"Jetzt ist sie nicht mehr da."

Nicht da! Wo dann? Nicht ›da‹ für meine Augen, das ist alles ...

Die Ferne und das Nicht-da-Sein sind auf meiner, nicht auf ihrer Seite; und gerade in dem Moment, da hier, neben mir einer sagt: "Jetzt ist sie nicht mehr da", gibt's andere, die sie kommen sehen, und andere Stimmen rufen freudig aus:
"Da, da ist sie."
Und das heißt sterben.

Maggie McCune aus "Nefertiti, Tochter der Sonne"


Pass auf dich auf, dort hinter dem Horizont. liebetiger.
Walter
12.09.2003
#: 108
Am Ende der Strassen

Ich sehe dich an
und seh, was ich liebe:
Das Geweb Deiner Stirn,
die Reflexe der Haut.

Wir gehen
von einem Bordstein
zum andern,
übergellt von Signalen
und Roboterschrein.

Schatten und Lichter
gleiten vorüber.
Fremde Gesichter
blühn in uns auf.

Furchtlos allein
ist die Brandung
der Liebe,
furchtlos allein
ist die Hand,
die uns schlägt.
Das Sprühlicht
verwaschener Kinoreklamen
bemalt deinen Mund
mit der Farbe des Tods.

Wir sterben alle
aus Mangel an Liebe.
Am Ende der Strassen
bleibt jeder allein.

Erich Fried
Papa
11.09.2003
Motorradhandschuhe #: 107
Hallo Tiger,

beim Aufräumen habe ich in einer Schublade deine Motorradhandschuhe gefunden.

Zusammen mit dem Nierengurt habe ich sie nach deinem Unfall ganz tief unten in der letzten Schublade versteckt, weil ich ihren Anblick nicht mehr ertragen konnte.
Von den Handschuhen geht noch immer leichter Benzingeruch aus, die Abschürfungen vom Unfall sind deutlich zu sehen und das Innenfutter ist unverändert blutig.

Schlagartig und brutal wird die Gegenwart durch die zurückkehrende, schmerzliche Erinnerung verdrängt.

Ich hatte damals zu entscheiden, was mit deinem Motorrad geschehen sollte, nachdem der Gutachter die Freigabe verfügt hatte.
„Totalschaden“, hatte er gemeint, „verschrotten“. Dann war er gegangen.
Nun stand ich allein in der alten Lagerhalle. Es war ganz still, nur die Balken des Daches knackten leicht in der Mittagshitze. Dein Motorrad lag in einer Wasserlache, auf der ein dünner Ölfilm schwamm. Es roch nach Benzin und Altöl.
Ich schaltete die Kamera ein, hörte das Surren des elektrischen Motors, der den Zoom ausfuhr. Dann begann ich rasch das Motorrad von allen Seiten zu fotografieren. Es war die letzte Gelegenheit Aufnahmen von der Maschine zu machen. Nichts würde mir bleiben außer diesen Fotos und den Erinnerungen.

Als der Film voll war schaltete ich das Licht in der Halle aus, warf einen letzten Blick auf das Motorrad und wandte mich dem hellen Licht zu, das durch die offene Hallentür fiel.
An der Tür drehte ich mich nochmals um.
Es würde das letzte Mal sein, dass ich das Motorrad sah. Wieder würde mir ein kleines Stückchen Gegenwart zur Vergangenheit werden.
Die Sonne warf einen hellen, keilförmig zulaufenden Lichtkorridor in das Dunkel der Halle. Am Ende dieses Lichtkegels lag auf einem alten Ölfass etwas, etwa so groß wie ein Fußball, das mir bisher nicht aufgefallen war. Das Licht der Sonne zeigte wie ein Scheinwerfer genau auf diesen Gegenstand. Eine Stunde früher oder eine Stunde später und der Gegenstand wäre im Dunkeln geblieben.
Ich ging auf diesen Gegenstand zu, der mich plötzlich wie magisch anzog.
Es war das Bordcase von deinem Motorrad. Es war beschädigt, abgerissen beim Unfall und mit der Maschine hierher gebracht. Dann hatte es jemand auf dieses Ölfass gelegt und keiner hatte es bemerkt. Der Deckel des Bordcase war offen, daneben klaffte ein großes Loch. Ich sah zuerst eine angefangene Packung Papiertaschentücher und einige Kaugummis.
Dann Handschuhe.
Deine Handschuhe.
Deine Motorradhandschuhe.
Die Handschuhe, die du getragen hast als du gestorben ist.
Ich spürte wie meine Beine nachgaben, wie mir bei dem Gedanken schlecht wurde, dass ich beinah deine Handschuhe zusammen mit dem Motorrad hätte verschrotten lassen.
Vorsichtig nahm ich mit zitternden Händen die Handschuhe aus dem Bordcase. Darunter lag dein Nierengurt. Jetzt konnte ich mich nicht mehr beherrschen, ich schluchzte auf, fing an zu weinen und presste die Handschuhe vor mein Gesicht. Ich roch dich. Ich roch dich durch all die anderen Gerüche hindurch. Überdeckt von Benzin- und Ölgeruch konnte ich dich riechen.
Ich saugte es in mich auf wie ein Parfüm, ein Parfüm des Lebens. Es machte mich glücklich und traurig zugleich. Ich hatte dich gefunden und doch gleich wieder verloren.
Wie oft hast du mich mit diesen Handschuhen zärtlich in die Seite geboxt, wenn ich dich wieder mal daran erinnert hatte, dass man zuerst das Motorrad startet und dann erst das Licht einschaltet.

Ich nahm die Handschuhe und den Nierengurt an mich, schaltete dann das Licht in der Halle aus und trat durch die Hallentür hinaus auf den Hof.
Die grelle Mittagsonne blendete, ich kniff die Augen zu und die alte Halle verschwamm im hellen Licht. Es war seltsam still und ich spürte, dass ich jetzt alleine war.

Seitdem sind drei lange Jahre vergangen.
Ich sitze mit deinen Handschuhen im Schoss auf dem Boden im Wohnzimmer und wippe mit dem Oberkörper vor und zurück, wie ein vor Heimweh krankes Tier in seinem Käfig, während der Erinnerungsschmerz durch meinen Körper fließt wie heißes Metall.
Von den Handschuhen steigt mir leichter Benzingeruch in die Nase.
Es ist, als wäre das alles erst gestern geschehen.

Pass auf dich auf, da wo du jetzt bist.
Ich denke an dich und ich liebe dich.

Ich dich „liebetiger“.
Hannelore
03.09.2003
Danke #: 106
Lieber Rolf,
ich bin immer wieder auf diesen Seiten. Mein Sohn ist am 29.08.2002 mit seinem Motorrad tödlich verunglückt. In vielen schlimmen Stunden, hast Du mir mit Deinen Worten an Ingo Mut gemacht. Mein Mann spricht leider sehr selten über seine Gefühle. Da fühle ich mich oft allein gelassen.
Bitte schreibe weiter!
Ich wünsche uns viel Kraft.
Hannelore
Diana Becht-Zwetkov
27.08.2003
Nur ein paar Worte.... #: 105
Hallo,
wie soll man solche Gedanken anfangen, welche Worte finden? Ein Versuch ist es, er wird es bleiben, ich will es dennoch:
Immer wieder einmal schaue ich auf die Seite. Ich habe sie gefunden auf der Suche, bei einer Recherche für einen Film. Eine Reportage über "Straßen des Todes"... und darüber, dass hinter jedem Kreuz am Straßenrand ein Schicksal steht. Hier bin ich hängen geblieben, habe gelesen, geweint, mit gefühlt. Deshalb schaue ich immer mal wieder hier vorbei. Einfach so.
Ich habe selbst einen Sohn (fast 3). Und ich bin sicher, der Mensch in der Behörde (Gedenkstein) hat keine Kinder.

Lieber Ingo,
da wo du jetzt bist, ist es bestimmt gut. Alles dort ist recht. Da bin ich sicher. Wahrscheinlich hättest du nicht gewollt, dass dein Daddy so leidet, dass er traurig ist in der Nacht und Angst hat.
Du hättest sicher auch nicht gewollt, dass er sich in einsamen Stunden wünscht, an deiner Stelle gewesen zu sein.... Doch das Schicksal interessierte das alles nicht.
Sicher aber hättest du gewünscht, dass dein Daddy wieder lachen kann. Eines Tages, ganz vorsichtig.
Ich hoffe, es geht dir gut, dort, wo du jetzt bist.

Viel Kraft wünsche ich.
Diana
Papa
26.08.2003
Gedenkstein #: 104
Hallo Tiger,

heute kam endlich das Angebot für deinen Gedenkstein, den ich an der Unfallstelle für dich anbringen lassen will.
Seit fast einem Jahr renne ich deswegen von Behörde zu Amt und von Amt zu Behörde.
Keiner ist richtig zuständig und keiner will etwas entscheiden.
Die Gemeinde schiebt es auf die Straßenverkehrsbehörde, will sich aber nicht festlegen wer dort für was zuständig ist.
Und bei der Straßenbauamt kann man nicht feststellen, welcher Sachbearbeiter für den entsprechenden Straßenabschnitt zuständig ist, denn die Behörde wird gerade umorganisiert.

Weil ich nicht lockergelassen habe, hatte ich dann endlich einen Mitarbeiter des Straßenbauamts am Telefon. Ich erklärte ihm, dass es um eine Gedenktafel am Straßenrand geht, an der Stelle wo du dein Leben verloren hast.
„Da war ein schwerer Unfall?“, wollte er wissen, „Davon weiß ich gar nichts! Seit wir die Kreuzung zum Kreisverkehr umgebaut haben, ist dort doch kein Unfall mit Todesfolge mehr passiert. Viele Eltern stellen anfangs ein einfaches Holzkreuz auf; das wird meistens geduldet, weil nach zwei bis drei Jahren das Kreuz umgefallen oder bei Mäharbeiten abgemäht wurde. Wieso wollen Sie jetzt da eine steinerne Gedenktafel aufstellen, das ist doch etwas ungewöhnlich?“
„Weil mein Sohn dort gestorben ist! Weil Sie für ihn den Kreisverkehr zu spät gebaut haben. Und weil mein Sohn für immer tot ist und nicht nur für zwei bis drei Jahre. Deshalb, soll es eine steinerne Gedenktafel sein!“

Als er merkte, dass ich mich nicht abwimmeln lasse, hat er sich hinter seine Paragraphen zurückgezogen. Verordnungen, Vorschriften, Gesetze, der Republik, des Landes, der Kommunen, der Behörden wären zu beachten. Alles sehr schwierig.
Ich habe ihm geduldig zugehört und als er endlich fertig war mit seinen Ausführungen und vermutlich gedacht hat, dass ich jetzt aufgebe, habe ich ihm gesagt, dass ich dennoch eine steinerne Gedenktafel anbringen möchte.

Vermutlich um mich loszuwerden versprach er sich um die Sache zu kümmern und für die Gedenktafel eine geeignete Stelle zu suchen, wo dadurch kein anderer Verkehrsteilnehmer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Er hat sich tatsächlich nach einigen Wochen wieder gemeldet und mir eine Stelle genannt, wo die Tafel angebracht werden kann. Allerdings müsse er vorher noch sehen wie diese Tafel aussieht und wie groß sie ist.

Ich habe dem Herrn Sachbearbeiter Abbitte geleistet und ihn für die Einhaltung seines Versprechens in mein Nachtgebet eingeschlossen.
Tags darauf bin ich zum Steinmetz gefahren, habe ihm eine Skizze und den Text für die Gedenktafel gezeigt und wollte von ihm einen Kostenvoranschlag und eine vermasste Zeichnung für die Straßenbaubehörde haben.
Der Herr Steinmetz hat sich über die schlechte wirtschaftliche Lage ausgelassen und drei Monate dazu gebraucht um einen Kostenvoranschlag zu erstellen.
Zweimal musste ich ihn noch telefonisch daran erinnern.

Gestern kam jetzt endlich das Angebot.
Er hat sich wirklich nicht besonders viel Mühe gegeben.
Vermutlich hat er selbst gar keine Kinder. Bestimmt aber keine Kinder, die tot sind.
Sonst hätte er sich ein bisschen mehr angestrengt.

Ich werde den Auftrag sicher an einen anderen Steinmetz vergeben.
Aber jetzt kann ich endlich zum Straßenbauamt gehen und mir die schriftliche Genehmigung abholen. Wenn es sich der Sachbearbeiter in der Zwischenzeit nicht anders überlegt hat!
Aber ich habe ja Zeit und ich bin hartnäckig.
Sicher werden noch einige Monate ins Land gehen bevor es soweit ist.
Aber ich lasse nicht locker, das verspreche ich dir.

Pass auf dich auf, da wo du jetzt bist.

Ich dich liebetiger.
Papa
18.08.2003
Linkshänder #: 103
Hallo Tiger,

Tag der Linkshänder war am 14. August.

So habe ich es in den Nachrichten gehört, gefolgt von einem längeren Bericht über die tagtäglichen Probleme der Linkshänder in unserer Gesellschaft, in der alles nur für Rechtshänder geschaffen ist. Angefangen von Korkenziehern, Messern, Scheren, über Dosen- und Flaschenöffner und Kreissägen bis zum Golfschläger und Bumerang.

Dieses Problem hast du nicht mehr, obwohl du auch Linkshänder warst und dich in der Schule auch deshalb gequält hast. Nur beim Fußball hattest du mit deiner Linkslastigkeit keine Probleme. Es gibt wenig Spieler, die gut auf der Linksaußenposition spielen und nicht jedes mal um den Ball herumlaufen müssen, um flanken zu können. In dieser Beziehung warst du ein As. Vielleicht sogar reif für die Bundesliga.

Richtigerweise müsste der heutige Tage ja eigentlich „Tag der lebenden Linkshänder“ heißen, denn du hast mit deiner Veranlagung keine Probleme mehr. Es gibt keine Särge für Linkshänder, die Grabreihen sind auch nicht anders angeordnet, oder die Grablichter anders positioniert. Das Schicksal macht keinen Unterschied.
Gestorben bist du, weil dir ein Lastwagenfahrer, als er links abgebogen ist, auf deiner Straßenseite, die Vorfahrt genommen hat.
Du hast alles recht gemacht. Aber der Lastwagen war links auf deiner rechten Straßenseite.
Der Lastwagenfahrer saß auf der linken Seite des Führerhauses hinter dem Steuer, aber er hat seinen Job nicht recht gemacht. Er hat nicht Recht gehabt und nicht Recht bekommen. Aber die geringe Strafe für seinen Fehler hat er mit links weggesteckt.

Das alles hat dir nichts genützt.
Auch meine Wortspielereien nützen dir nichts mehr und sind nur hilfloser Ausdruck meiner inneren Sehnsucht nach dir.
Nichts bringt dich mehr zurück. Nichts, aber auch gar nichts.

Was dir und mir bleibt ist das Nichts. Dort gibt es kein Links und kein Rechts.
Dort gibt es nur räumliche Leere, Trauer, Wehmut und schmerzliche Erinnerung an die Zeit als alles noch recht war.

Heute ist an der Unfallstelle ein Kreisverkehr, dort warte ich manchmal auf dich.
Links von der Notrufsäule.
Links von unserer Erinnerung.
Links von unserer Freundschaft.
Links von unserer Liebe.

Halte dich links Tiger.
Links. liebetiger. Links
Brigitte
15.08.2003
E-mail für Dich #: 102
Du bist dort und ich bin hier
Ach wie gern wär ich bei dir
Ach wie gern wärst du bei mir.
Weiß schon wie wir's machen:
Lachst du mir, lach ich dir
bis wir beide lachen.

Mit lieben Grüßen
Brigitte
Papa
15.08.2003
Die neue Webseite #: 101
Hallo Tiger,
die neue Webseite ist fertig.
Ich habe einige schlaflose Nächte dazu verwendet. Hat ein bisschen länger gedauert, schließlich bin ich ja kein Profi. Aber du weißt ja, irgendwie bekomme ich (fast) alles hin. Auch wenn nach dem Zerlegen und dem erneuten Zusammenbau ein paar Schrauben und Teile übrigbleiben. Meist laufen die Geräte dann auch viel besser und zuverlässiger als vorher.
Jetzt will ich noch an den Ladezeiten für die Webseiten arbeiten. Nicht jeder Besucher hat TDSL und manch einem wird das Laden der Seiten zulange dauern. Ich werde mich in den nächsten Nächten daran machen und mich schlau machen, wie man Webseiten beschleunigt.
Schade, dass du nicht mehr dabei sein kannst. Zu zweit hat es einfach viel mehr Spass gemacht. Auch wenn du am Computer lieber gespielt hast, als gearbeitet.
Die Webseiten sind an deinem alten Computer entstanden; ich habe nur noch eine zweite, schnellere Festplatte eingebaut. Die Programme zum Webseiten erstellen habe ich von meinem Internetprovider gratis bekommen.

Auf der alten Festplatte sind noch deine Daten. Die ganzen Spielstände von der NHL. Und dein Wunschzettel für Weihnachten 1999.
Ich würde dir gerne etwas davon schenken, aber das geht ja nun nicht mehr.
Ich werde irgendwann deine Daten auf eine CD brennen und aufbewahren.
Und wenn ich, dann mal zu dir kommen kann, dann bringe ich sie dir mit.

Pass auf dich auf, da wo du jetzt bist und vielleicht loggst du dich ja mal in Internet ein und guckst dir an, was ich da für dich gebaut habe.
Wenn es dir gefällt, schick mir einfach ein himmlisches Zeichen, so eine Art Wolken-SMS oder ein E(ngel)-Mail.

Ich denke an dich und ich dich "liebetiger".


Barbara B.
28.07.2003
#: 100
durch tiefste täler muß ich gehn
um DICH eines Tages wiederzusehn
die tiefen täler sind ohne licht
doch dieses wissen schreckt mich nicht
denn ich erklimme die steile wand
und weiß: DU hälst mich fest an der hand
DU hilfst mir durch diese täler zu gehn
bis wir beide uns wiedersehn.......


Lieber Rolf,

lange war ich nun hier bei Ingo und Dir und die oben stehenden Worte sind mir eingefallen.
Beim Lesen Deiner vielen vielen Zeilen habe ich das Gefühl gehabt, daß Ingo Dich oft an der Hand nimmt, Dich stützt und Dir einen kleinen Schritt weiterhilft.
Und dann........ manchmal..... scheint es, daß Ingo an die Hand genommen werden möchte, weil ihm im Moment ein kleiner Stolperstein im Weg liegt.
Und durch die Worte, die Du in diesen Momenten schreibst, was Du denkst und tust, nimmst Du ihn an der Hand und hilfst ihm bei seinem nächsten Schritt.
Wie wunderbar für Euch noch immer diese Beziehung zu haben.
Ich bin durch LoD auf Euch aufmerksam geworden und Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß ich immer wieder hierher zurückkommen werde, um Ingo und Dich zu besuchen.
Dein Sohn ist sicher sehr stolz auf seinen besten Freund und Papa, so wie Du auf ihn!

Schicke innigste Grüße an Dich (bei Ingo sind sie sicher schon angekommen)

Barbara B. mit Sophie-Marie im Licht
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